Digitale Barrierefreiheit heisst, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Einschränkungen, digitale Angebote wie Websites, Plattformen oder Online-Kurse problemlos nutzen können. Mehr als nur gesetzliche Pflicht ist sie vor allem ein starkes Zeichen für Wertschätzung und Inklusion im Unternehmen. Sie gehört zum Standard eines modernen e-Learnings und ist kein «Extra». Beeinträchtigungen sind vielfältig:
So einfach machen Sie e-Learnings barrierefrei
Datum
06. May 2025

Die EU macht es offiziell: Ab Juni 2025 wird digitale Barrierefreiheit zur Pflicht. Sind Ihre e-Learnings bereit dafür? In diesem Guide erfahren Sie alles, was Sie wissen müssen, um Ihre Lerninhalte für alle zugänglich zu machen. Mit jeder Menge praktischer Beispiele und Tipps.
Was bedeutet digitale Barrierefreiheit?
Farbenblindheit, geringe Sehkraft, vollständige Erblindung
Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit
Eingeschränkte Mausbedienung oder Beweglichkeit
Lern-/Konzentrations-schwierigkeiten, Neurodiversität
Geringe Lesekompetenz oder Deutsch als Zweitsprache
Darum ist barrierefreies Lernen im Unternehmen unverzichtbar
Wer digitale Lerninhalte nur für «Durchschnittsnutzende» gestaltet, schliesst ungewollt viele Menschen aus. Inklusive e-Learnings fördern Chancengleichheit, Teilhabe und Vielfalt und ermöglichen allen den Zugang zu Wissen. Darüber hinaus verbessern barrierefreie Kurse die Lernqualität: Klare Sprache, intuitive Navigation und übersichtliches Design kommen allen zugute. Viele dieser Optimierungen verbessern übrigens allgemein die Benutzerfreundlichkeit, was wiederum zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) beiträgt. Mit anderen Worten: Barrierefreiheit steigert auch die digitale Sichtbarkeit des Unternehmens.
Gesetzliche Anforderungen an inklusive e-Learnings im Unternehmen
Ab dem 28. Juni 2025 verpflichtet das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) Unternehmen in der EU, digitale Produkte und Dienstleistungen barrierefrei anzubieten. Dazu gehören auch Lernplattformen und digitale Schulungsinhalte. Schweizer Unternehmen mit digitalen Angeboten für den EU-Raum müssen diese Anforderungen ebenfalls erfüllen. Wir empfehlen grundsätzlich, auf Barrierefreiheit zu achten. Denn nur wer Lernangebote barrierefrei gestaltet, bleibt langfristig rechtskonform und für alle Nutzenden zugänglich.
Die Grundlage für das BFSG bilden die WCAG-Richtlinien (Web Content Accessibility Guidelines). Sie definieren vier Prinzipien:

Wahrnehmbar
Bedienbar
Verständlich
Robust
Wahrnehmbar
Sämtliche Inhalte müssen sowohl visuell als auch auditiv erfassbar sein.
Digitale Lerninhalte barrierefrei gestalten: So geht’s
Barrierefreiheit beginnt nicht erst beim Kontrollieren, sondern bereits beim Erstellen der Inhalte. Wer von Anfang an darauf achtet, spart später aufwendige Korrekturen. Barrierefrei gestalten ist aber viel einfacher, als viele denken. Wir zeigen Ihnen, worauf es ankommt.
Visuelle Barrierefreiheit
- Alternativtexte für Bilder: Sie ermöglichen es Screenreadern, Bildinhalte korrekt zu erfassen, sodass Menschen mit Sehbeeinträchtigung die gleichen Informationen erhalten. In den meistens Tools heisst dieses Feld «Alt-Text» oder «Bildbeschreibung». Fassen Sie sich dabei so kurz wie möglich und so lange wie nötig. Eine Textlänge von etwa 80 Zeichen dient hier als Richtwert. Das gilt für Bilder, die wichtig für das Verständnis des Lerninhaltes sind. Bei rein dekorativen Bildern genügt es, wenn sie in das Textfeld einfach alt="" eingeben. Das sorgt dafür, dass Screenreader das Bild ignorieren.
- Farben und Kontraste: Verlassen Sie sich nicht nur auf Farben, um Informationen zu vermitteln. Gut erkennbare Kontraste zwischen Text und Hintergrund sorgen dafür, dass Inhalte auch bei Farbenblindheit oder schwacher Sehkraft verständlich bleiben.
- Strukturierte Inhalte: Klar benannte Überschriften, Listen oder Nummerierungen gliedern den Inhalt logisch und erleichtern es den Lernenden, Zusammenhänge zu verstehen. Zudem machen sie e-Learnings auch für Screenreader und Tastaturbedienung zugänglich.
Beispiel für einen guten Alternativtext:
❌ Nutzlos: | Bild123.jpg |
⚠️ Zu vage: | Eine Person am Arbeiten. |
✔️ Gut: |
Eine Person sitzt mit Kopfhörern an einem aufgeräumten Schreibtisch, blickt konzentriert auf den Laptop und tippt. Daneben liegt ein geöffnetes Notizbuch mit handschriftlichen Notizen sowie ein Stift. |
✅Sehr gut: |
Frau mit Kopfhörern sitzt am Schreibtisch, blickt auf Laptop. Daneben ein Notizbuch und Stift. |
Auditive Barrierefreiheit
- Untertitel und Transkripte für Videos und Audios ermöglichen den Zugang auch ohne Ton.
- Akustische Hinweise ergänzen: Warnsignale, Bestätigungstöne, Benachrichtigungen oder ähnliche Audiosignale immer zusätzlich visuell darstellen, etwa durch Text oder Symbole.
Beispiel:
Ein kurzer Ton zeigt an, dass die Quizantwort richtig war. Kombinieren Sie ihn mit einem grünen Häkchen oder einem kurzen Text wie «Richtig beantwortet».
Kognitive und motorische Barrierefreiheit
- Verständliche Sprache: Kurze Sätze mit klaren Begriffen und einfachen Ausdrucksweisen fördern das Leseverständnis. Für komplexe Inhalte lohnt es sich, zusätzlich eine Version in einfacher Sprache anzubieten.
- Strukturiertes Layout: Verwenden Sie gut lesbare Schriften und ausreichend grosse Schriftgrössen. Klar gegliederte Seiten mit gut erkennbaren Abschnitten und prägnanten Überschriften sorgen für eine bessere Orientierung und verhindern visuelle Überladung. Dies ist besonders wichtig für Menschen mit Konzentrationsschwierigkeiten.
- Alle Elemente per Tastatur bedienbar: Interaktive Funktionen wie Buttons oder Menüs müssen auch ohne Maus nutzbar sein.
- Klare Handlungsanweisungen: Schritt-für-Schritt-Anleitungen mit klaren Begriffen und Beispielen helfen Lernenden, auch komplexere Aufgaben zu verstehen und umzusetzen.
Beispiel für einfache Sprache:
❌ Bitte beachten Sie, dass im Zuge des internen Reorganisationsprozesses diverse Zugangsmöglichkeiten eingeschränkt sein könnten.
✅ In den nächsten Tagen ist nicht alles verfügbar. Wir stellen das System um.
Nützliche Tools für barrierefreie e-Learnings
Optimieren und testen Sie Ihre Lerninhalte mit diesen kostenlosen Tools:
- Access Guide: Ein praxisnaher Leitfaden für die Gestaltung von barrierefreien Inhalten, herausgegeben von der Schweizer Verifizierungsstelle für digitale Barrierefreiheit «Zugang für alle».
- Who Can Use: Das intuitive Online-Tool zeigt, ob Farbkombinationen in Slides, Buttons oder Textfeldern geeignet sind für Menschen mit Sehschwächen. Simulationen veranschaulichen, wie Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen die Farben wahrnehmen.
- ABC Accessibility Patterns: Design-Bibliothek mit Best-Practice-Vorlagen für barrierefreies Webdesign. Die Tipps sind für Online-Kurse genauso wertvoll. Ideal bei konkreten Fragen wie beispielsweise: «Wie gestalte ich eine barrierefreie FAQ-Liste?»
- SubEasy.ai erstellt automatisch Untertitel aus Video-Dateien oder YouTube-Links. Die fertigen Untertitel und Transkripte lassen sich direkt exportieren – ideal für alle, die unkompliziert barrierefreie Lernvideos erstellen möchten.
- YouTube Studio bietet beim Hochladen von Videos eine automatische Untertitel-Funktion. Kostenlos, schnell und gut für interne Lernvideos ohne sensible Daten.
- Amberscript liefert präzise Transkriptionen, auch für sensible Inhalte oder rechtssichere Dokumentationen. Besonders geeignet für Unternehmen mit hohen Ansprüchen an Datenschutz und Textqualität.
- Microsoft PowerPoint und Word: Unter der Registerkarte «Überprüfen» finden Sie die Funktion «Barrierefreiheit überprüfen». Microsoft zeigt dann Bereiche im Dokument, die möglicherweise nicht barrierefrei sind und gibt Verbesserungsvorschläge.
- NV Access: Lassen Sie sich Ihren Kurs vom kostenlosen Screenreader vorlesen, um zu testen, ob Ihre Inhalte für wirklich alle zugänglich sind.
Barrierefreie Didaktik im Unternehmen: Inklusive Lernkonzepte planen
Barrierefreiheit betrifft nicht nur Technik. Sie beginnt schon bei der didaktischen Gestaltung von Lerninhalten. Um Lernprozesse für alle zugänglich zu machen, sollten Sie folgende Prinzipien beachten:
- Klare Lernziele formulieren: Vermeiden Sie Fachjargon und formulieren Sie Lernziele einfach verständlich.
- Interaktive Elemente sinnvoll einsetzen: Diese sollten eindeutig beschriftet sein. Vermeiden Sie versteckte Funktionen oder komplexe Navigation, um die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen.
- Adaptives Lernen ermöglichen: Geben Sie den Lernenden z. B. Wahlmöglichkeiten bezüglich des Medienformats (Text, Audio, Video).
- Microlearning: Präsentieren Sie Inhalte in kleinen, übersichtlichen Einheiten, die schnell verdaulich sind.
PDF nur gezielt einsetzen
PDF sind nicht automatisch barrierefrei. Oft fehlen Alternativtexte, Struktur-Tags oder eine sinnvolle Lesereihenfolge – vor allem bei eingescannten Dokumenten. Webbasierte Formate sind meist die bessere Wahl, da sie leichter zugänglich sind.
Wenn Sie dennoch PDF verwenden, beachten Sie Folgendes:
- Durchsuchbarer Text: Vermeiden Sie gescannte Dokumente, da Screenreader diese nicht korrekt lesen können. Der Text im PDF muss kopierbar und durchsuchbar sein.
- Strukturiertes Layout: Klare Überschriften, Tabellen und Liste gestalten das Dokument übersichtlich.
- Lesereihenfolge: Achten Sie auf einen logischen, nachvollziehbaren Aufbau Ihrer Lerninhalte. Damit Screenreader Inhalte sinnvoll erfassen können, ist es zudem wichtig, dass Sie Überschriften, Absätze und Bilder in der richtigen Reihenfolge anordnen.
- Alternativtexte: Fügen Sie für alle relevanten Bilder und Grafiken erklärende Texte oder Bildunterschriften hinzu.
Quick-Check: Wie barrierefrei sind Ihre e-Learnings?
Beantworten Sie folgende Fragen ehrlich! Wenn Sie alle mit «Ja» beantworten, erfüllen Ihre e-Learnings die Anforderungen an Barrierefreiheit.
Sind alle Bilder mit Alternativtexten versehen?
Gibt es Untertitel oder Transkripte für Medieninhalte?
Ist Ihre Sprache einfach, klar und aktiv formuliert?
Ist die Tastaturbedienung möglich?
Sind Farben und Kontraste ausreichend?
Sind Ihre Inhalte strukturiert und übersichtlich aufbereitet?
Wir wissen, die Umsetzung barrierefreier e-Learnings stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Die gute Neuigkeit: Schon kleine Verbesserungen machen einen grossen Unterschied und zeigen Wertschätzung für alle Lernenden. Die noch bessere Neugikeit: Wir entwickeln derzeit eine Lösung für Ihre Kurserstellung, mit der Sie barrierefreie Lerninhalte ganz einfach und effektiv erstellen. Sogar teamübergreifend. Schritt für Schritt – für eine digitale Lernwelt, die niemanden ausschliesst.
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