Autor:innen investieren viel Zeit in Gestaltungsfragen, die ein Styleguide längst klären könnte. Sie vergleichen Schriftgrössen, suchen passende Bildstile oder testen Quizformate. Diese Arbeit frisst Ressourcen, die nicht dem Lernen zugutekommen. Ein klarer e-Learning-Styleguide setzt verbindliche Regeln und schafft ein gemeinsames Verständnis. So gewinnen Sie und Ihr Team Zeit für Inhalte statt für Formatierungen.
Weniger Aufwand, bessere Kurse: Effiziente e-Learnings dank Styleguide
Datum
16. Dezember 2025
Ein Corporate Design sorgt für ein einheitliches Markenbild, aber für e-Learnings reicht es nicht aus. Damit Online-Kurse didaktisch funktionieren, brauchen sie zusätzliche Richtlinien für Lesbarkeit, Layout, Barrierefreiheit und mobile Nutzung. Ein Styleguide schafft diese Grundlage und sichert so die Qualität Ihrer digitalen Kurse. Dieser Beitrag zeigt Schritt für Schritt, wie Sie einen solchen Styleguide entwickeln und worauf Sie dabei achten sollten.
Klare gestaltungsregeln für mehr Effizienz
Typografie: Lesbarkeit am Bildschirm sicherstellen
CI/CD-Vorgaben berücksichtigen selten, wie Lernende Inhalte am Bildschirm wahrnehmen. Schriftgrössen, die in Broschüren gut lesbar sind, wirken auf Monitoren und Tablets oft zu klein und ermüden die Lernenden dadurch schnell.
Für Fliesstext eignen sich je nach Endgerät Schriftgrössen zwischen 16 und 18 pt, Überschriften benötigen 30 bis 38 pt. Ein mindestens 1,4-facher Zeilenabstand verbessert die Lesbarkeit zusätzlich. Definieren Sie klare Vorgaben für Schriftschnitte, zum Beispiel für Überschriften und Hervorhebungen.
Sprache: Einheitlich und angemessen kommunizieren
Gerade im Lernkontext und damit auch in e-Learnings hat die Sprache einen direkten Einfluss darauf, wie gut Lernenden den Inhalt verstehen und verarbeiten. Wir empfehlen, auch für den Sprachstil Leitlinien aufzustellen.
Was in den Styleguide gehört:
Einheitlicher Sprachstil je nach Zielgruppe
- z. B. junge Lernende oder Lernende in Ausbildung per Du
- Professionelle Zielgruppen eher per Sie, sofern im Unternehmen üblich
- Branchenspezifische Sprache berücksichtigen, ohne unnötig zu verkomplizieren
Tonalität abhängig vom Thema definieren
- Sachlich und präzise bei wichtigen Inhalten wie Arbeitssicherheit oder Compliance
- Motivierend, unterstützend und aktivierend bei Soft-Skill-Themen
- Klar und direkt bei praktischen Anleitungen oder Prozessschritten
Unzulässige oder unerwünschte Formulierungen festhalten
- «Das hätten Sie wissen müssen» oder andere belehrende Aussagen
- «Wenn Sie besser aufgepasst hätten …» Schuldzuweisend oder negativ wertend
- «Das wurde schon erklärt.» Passiv-aggressiv oder unfreundlich
Inhalte: Weniger Ballast und klare Struktur
Lange Textpassagen mindern die Motivation Ihrer Lernenden und erschweren den Einstieg. Definieren Sie im Styleguide klare Hierarchien, Weissraum (leere Raum um Design-Elemente herum) und begrenzen Sie die Informationsmenge pro Lernschritt. So entsteht eine Lernumgebung, die die Konzentration stärkt und Inhalte leichter erfassbar macht.
Was in den Styleguide gehört:
Maximale Informationsmenge pro Lernschritt
- z. B. pro Lernschritt 100 bis 120 Wörter
- Komplexe Themen in mehrere kurze Schritte aufteilen
- Nur eine zentrale Lernbotschaft pro Schritt
Hierarchie-Regeln für die Blickführung
- Titel als Hauptinformationsquelle: um was geht es bei diesem Lernschritt
- Zwischentitel: um was geht es in diesem Abschnitt
Vorher-Nachher-Beispiele für gut strukturierte Seiten
- Beispiele für überladene vs. aufgeräumte Seiten zur Orientierung
- Positiv-Beispiele mit definierten Abständen
- Beispiele für den Umgang mit Bildern, Icons und Weissraum

Bildsprache: Didaktisch statt dekorativ
Digitale Kurse profitieren von Bildern, die Inhalte erklären, Emotionen stützen oder Strukturen verdeutlichen. Legen Sie fest, welche Bildtypen welchen Zweck erfüllen. Unterscheiden Sie zwischen konzeptionellen, emotionalen und dekorativen Elementen und definieren Sie Icons sowie Moodboards.
Was in den Styleguide gehört:
Visuelle Gestaltungelemente
- Bildkategorien nach Funktion: konzeptionell, emotional, dekorativ
- Einheitliche Icons für wiederkehrende Elemente
- Klare Regeln für Farbpalette
- Einheitliche Bildformate und Seitenverhältnisse zur Harmonisierung der Lernumgebung
Beispiele für didaktisch sinnvolle vs. austauschbare Bilder
Nutzen Sie Bilder, die direkt zur Verständlichkeit beitragen. Ein Bild ist dann lernwirksam, wenn es eine Aussage aus dem Text visualisiert oder eine Struktur verdeutlicht. Vermeiden Sie hingegen generische oder rein dekorative Bilder.
Richtlinien für KI-generierte Bilder
Beachten Sie das EU Artificial Intelligence Act: Für alle KI-Systeme (einschließlich generativer KI) gelten Transparenzpflichten. Nutzerinnen und Nutzer müssen darüber informiert werden, dass Inhalte KI-generiert sind, und entsprechend gekennzeichnet werden.

Quizdesign: Lernen statt Raten
Ein guter e-Learning-Styleguide beschreibt Fragetypen und ihren Einsatz. Formulieren Sie klare Regeln für Antwortoptionen und legen Sie Feedback-Stufen fest. So fördern Ihre Tests das Lernen, anstatt es zu behindern.
Was in den Styleguide gehört:
Fragenkatalog
- Empfehlungen pro Fragetyp (siehe Abbildung)
- Wie viele Fragen pro Lerneinheit empfohlen sind
(z. B. 3–5 Fragen pro Abschnitt) - Wo und wann e-Learning Fragen eingesetzt werden
Klare Formulierungsregeln
- Keine doppelte Verneinung
- Eindeutige Antwortoptionen
- klare, trennscharfe Antworten («immer», «nie», «nur unter Bedingung X»)
- Kurze, verständliche Sätze
Feedback-Stufen
- Sofortfeedback: direkt nach jeder Frage.
- Gesammeltes Feedback: am Ende eines e-Learning
- Detailliertes Feedback: erklärt, warum etwas richtig oder falsch ist. Ideal für Lernphasen
- Allgemeines Feedback: zeigt nur, ob etwas richtig/falsch ist
Feedbackarten
- Positives Feedback: «Richtig! Sie haben das Prinzip korrekt angewendet.»
- Neutrales Feedback: «Diese Antwort ist nicht ganz korrekt. Schauen wir uns an, warum.»
- Korrigierendes Feedback: «Das ist nicht korrekt. Die richtige Antwort ist A, weil…»
Kriterien für das Bestehen von Tests
- Klare Bestehensgrenze festlegen und einheitlich anwenden
- Transparenz schaffen: Lernende vorab informieren
- Regeln für Wiederholungen und Mindestanforderungen definieren

Den Styleguide im Alltag verankern
Schritt 1: Lücken identifizieren
Prüfen Sie Ihr CI/CD und halten Sie alle offenen Fragen fest. Analysieren Sie zudem bestehende e-Learnings: Welche Unterschiede treten regelmässig auf?
Schritt 2: Minimal starten
Definieren Sie die wichtigsten Basisregeln: Typografie, Sprachstil, Feedback, Bildsprache.
Schritt 3: Laufend erweitern
Jeder Kurs deckt neue Bedürfnisse auf. Ergänzen Sie den Styleguide laufend.
Schritt 4: Im Workflow verankern
Machen Sie den Styleguide zum festen Bestandteil von Reviews und Schulungen.
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